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Hohe Umweltbelastungen durch geringe Nutzungsdauer


Smartphone werden in den Abfall geschossen

Alle zwei Jahre ein neues Handy kaufen, den in die Jahre gekommenen Toaster ersetzen oder die Bialetti-Kaffeemaschine durch einen Kaffeevollautomat austauschen. Elektronische und elektrische Geräte konsumieren ist in der Schweiz alltäglich. Doch dieser alltägliche Konsum belastet die Umwelt. Durch energieeffizientere Geräte und gut organisiertem Recycling gibt es bereits ökologische Fortschritte, doch insbesondere die Herstellung der Elektrogeräte führt zu hohen Treibhausgas-Emissionen und starker Luftverschmutzung.


Umweltbelastungen des Schweizer Elektrogerätehandels

Weltweit werden jedes Jahr 2500 Millionen Kilogramm mehr Elektrogeräte gekauft als im Jahr davor. Dies führt nach Berechnungen des E-Waste Monitors (2020) zu weltweit 54 Millionen Kilogramm Elektromüll. In absoluten Mengen ist Asien vor Amerika der grösste Abfalltreiber. Doch pro Kopf fällt mit 16,2 Kilogramm in Europa am meisten Elektroschrott an. Mit 23,3 Kilogramm pro Kopf und Jahr liegt die Schweiz klar über dem Durchschnitt.


Dank einem vorbildlichem Recyclingsystem wird in der Schweiz der Grossteil der Elektroprodukte abgegeben und wiederverwertet oder verbrannt. Dennoch rechtfertigt dieses gut laufende System die grossen Konsummengen nicht. Durch das energieaufwändige Recycling kann nur ein Teil der Rohstoffe wiedergewonnen werden. Ausserdem entsteht mit 60% ein Grossteil der Gesamtumweltbelastung des Schweizer Elektrogerätehandels in der Lieferkette, also in der Herstellung und Entsorgung. Die restlichen 40% fallen auf die Nutzungsphase. Bei Smartphones sind die Verhältnisse noch viel extremer: 98% der Umweltbelastungen fallen auf die Herstellung und Entsorgung.


Wie in der folgenden Grafik ersichtlich, trägt der Schweizer Elektrogerätehandel vor allem einen grossen Fussabdruck in den Bereichen der Luftverschmutzung und Treibhausgas-Emissionen zum globalen Gesamtwert bei. Dies insbesondere durch die Stromerzeugung mit fossilen Energieträgern, dem Abbau von mineralischen Rohstoffen und der Basismetallindustrie. Der graue Balken hilft als Vergleichswert und zeigt den Produktionswert des Schweizer Elektrogerätehandels im Vergleich zum globalen Gesamtwert.


Die Länge der Pfeile zeigen, dass der Schweizer Elektrogerätehandel bei den Treibhausgasen, der Luftverschmutzung sowie dem Biodiversitätverlust den grössten Reduktionsbedarf bis zum umweltverträglichen Level aufweist. Da ein Grossteil der Umweltbelastungen auf die Rohstoffproduktion und den Energieverbrauch während der Fertigung zurückzuführen sind, werden diese nicht in der Schweiz verursacht. Gerade dadurch können wir Konsumierende vor allem durch das eigene Konsum- und Nutzungsverhalten in der Schweiz die Umweltbelastung durch Elektrogeräte reduzieren.

Darstellung Fussabdruck des Schweizer Elektrogerätehandels

Was können wir Nutzer*innen machen?

Oft wird ein Neukauf damit verargumentiert, dass neue Produkte eine bessere Energieeffizienz als die Alten aufweisen und dadurch die Umweltauswirkungen aus der Produktion ausgeglichen werden. Doch dieser Mythos wird mit folgendem Rechenbeispielen in vielen Fällen widerlegt. In ihrer Studie setzt das European Environmental Bureau (2019) auf sehr optimistische jährliche Effizienzverbesserungen von 5 % bei den vier Produktgruppen Smartphone, Staubsauger, PC und Waschmaschine. Das bedeutet, jedes Jahr werden diese Produktgruppen um 5% effizienter in ihrem Stromverbrauch und benötigen dadurch in der Nutzungsphase weniger Energie.

Doch trotz der Effizienzverbesserung müssten alle Elektrogeräte einiges länger genutzt werden, als es im Durchschnitt gemacht wird. Nur dann könnten die Treibhausgasemissionen kompensiert werden, die mit der Herstellung und Entsorgung neu gekaufter Produkte verbunden sind. Das zeigt, in Bezug auf die Umweltauswirkungen ist es eigentlich immer besser, ein Elektrogerät zu reparieren als zu ersetzen. Oder falls ein funktionierendes Produkt nicht mehr genutzt wird, es in neue Hände zu übergeben.

Mindestens optimale Nutzungsdauer für Elektrogeräte

Was eine Verlängerung der Nutzungsdauer von Elektrogeräten ausmachen würde, zeigt sich an folgendem Beispiel aus der EU. Würde in der EU die Nutzungsdauer aller Waschmaschinen, Notebooks, Staubsauger und Smartphones um nur ein Jahr verlängert, könnten rund 4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das ist vergleichbar mit einem Fahrverbot von 2 Millionen Autos für ein Jahr.


Quellen:

Alig, M., Frischknecht, R., et al. (2019). Umweltatlas | Lieferketten Schweiz. https://treeze.ch/de/projects/fallstudien/konsum-und-produktion/umwelt-hotspots-in-den-lieferketten-von-schweizer-unternehmen

Böni, H., Hischier, R. (2018). Weiter- und Wiederverwendung von elektrischen und elektronischen Geräten. https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/publikationen-studien/studien.html

EEB (2019). Coolproducts don’t cost the earth. www.eeb.org/coolproducts-report

Erneuerbare Energien (2019). Wiederverwerten statt entsorgen: Potenziale effizienten Recyclings nutzen. https://www.erneuerbareenergien.de/wiederverwerten-statt-entsorgen-potenziale-effizienten-recyclings-nutzen

E-Waste Monitor (2020). The Global E-waste Monitor 2020. http://ewastemonitor.info/

WEF  (2019). A New Circular Vision for Electronics Time for a Global Reboot. http://www3.weforum.org/docs/WEF_A_New_Circular_Vision_for_Electronics.pdf